Tagebuch von Arthur Müller während dem 2. Weltkrieg von 1943 bis 1945

Chronologie der Luftangriffe auf Süddeutschland

Montag, 28. Juni 1943

In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni wurde Friedrichshafen von einem Verbande Lancaster angegriffen. Den Angriff, welchen ich von einem Beobachterposten mit ansehen konnte, war schaurig schön. Die schweren Bomber kehrten nicht nach England zurück, sondern flogen im Direktflug nach Afrika weiter. 3 Tage später kehrten sie im Nonstopflug nach London zurück. Die Staffel hat innert 2 Tagen 6500 Kilometer zurückgelegt.

Abbildung: Avro Lancaster, Royal Air Force, GB

Bild Quelle: www.wikipedia.org

Freitag, 6. August 1943

Schwerer Luftangriff auf Wien Neustadt, durchgeführt von dem 8. USA Luftkorps. Die schweren Bomber waren im Irak und Iran gestartet. Der Angriff galt den Messerschmitt Flugzeugwerken und soll erfolgreich gewesen sein. Wie die Piloten meldeten, stunden hunderte von neuen Me Jägern auf den Startbahnen abnahmebereit. Tausende von Brandbomben und hunderte von Sprengbomben gingen auf die Fabrik und die Startbahn nieder. Auf dem Rückflug wurde ein B-24 Liberator-Bomber in die Schweiz abgedrängt, wo er schwer beschädigt in Wil (SG) niedergehen musste. Nach der Landung steckten die Flieger die Maschine in Brand.

Abbildung: Consolidated B-24 Liberator, USAAF, United States of America

Bild Quelle: www.wikipedia.org

Dienstag, 17. August 1943

Schwerer Luftangriff auf Regensburg. In der Mittagszeit tauchen über der Ostschweiz "Fliegende Festungen" auf. Eine davon landet sofort in Dübendorf, eine zweite geht in Utzenstorf (Bern) nieder. Beide konnten ihre Fahrwerke nicht mehr ausfahren, so dass sie auf dem Bauch landen mussten.

Montag, 6. September 1943

Heute morgen, 10.30 Uhr, kommen wiederum durch Jäger verfolgte "Fliegende Festungen" in die Schweiz geflogen. Eine davon ging 500 Meter vom Ufer bei Romanshorn in den See, wo sie sofort versank. Die Mannschaft konnte gerettet werden, einige davon waren verletzt. Drei weitere Flugzeuge gingen auf dem Flugplatz Dübendorf nieder, die fünfte landete in Magadino (TI). Die Bomber kamen von einem Angriff auf Stuttgart her. In folgender Nacht erlebten wir hier den Durchflug von tausend Bombern. Eine ganze Stunde dauerte der Vorbeiflug, Welle um Welle kommen sie von Westen her. Wo man hinhört ist der Luftraum von dröhnenden Flugmotoren erfüllt. Es ist schön, dieses helle Singen hoch oben in der Luft, dazwischen mischen sich Maschinen mit tiefem Gebrumm. München war Angriffsziel dieser Nacht.

Freitag, 1. Oktober 1943

Wiederum Tagesangriff auf Wien Neustadt. Auf dem Rückflug nach Italien, von wo sie gekommen waren, wurden sie von deutschen Jägern verfolgt. Über der Ostschweiz spielen sich heftige Luftkämpfe ab. Vier "Festungen" stürzen auf Schweizergebiet ab, eine davon von unseren FlAb getroffen. Es macht immer mehr den Anschein, dass die Schweiz ein Flugzeugfriedhof abgeben soll.

Dienstag, 26. Oktober 1943

Wiederum Durchflug von einigen hundert Bombern. Auf dem Rückflug lassen die Flieger etwa 250 Brandbomben auf den Irchel (Hügelzug) fallen. Mit ungeheurem Spektakel kommen die Dinger niedergesaust. Die Nacht wird Taghell, man könnte Zeitung lesen. Im ersten Augenblick glaubte ich, ein Bomber wäre abgestürzt.

Mittwoch, 15. März 1944

Es ist 22.30 Uhr. In Winterthur und Bülach heulen die Sirenen. Flieger im Anflug. Nach 2 Minuten schon kommen die fremden Flieger vom Westen her angeflogen. Was nun folgt ist bis jetzt noch nie gehört worden. 3 1/4 Stunden lang braust und dröhnt es in der Luft als ginge die Welt unter. Die Fensterscheiben der Häuser klirren ob dem starken Motorenlärm. Ab und zu hört man in der Luft Maschinengewehrfeuer, also Luftkämpfe in der Nacht. Wie man anderntags erfährt, waren 1000 viermotorige britische Bomber im Angriff auf Stuttgart gewesen. 2 Stück sind auf den Jurahöhen abgestürzt, ein Teil der Mannschaft konnte sich mit dem Fallschirm retten. Ein deutscher Nachtjäger muss wegen Benzinmangel in Dübendorf notlanden.

Donnerstag, 16. März 1944

Fliegerangriff auf Augsburg, Ulm und Friedrichshafen. Auf dem Rückflug der Amerikaner mussten vier "Fliegende Festungen" in Dübendorf landen. Sie wurden von unserem Überwachungsgeschwader zur Landung gezwungen. Drei Stück sind abgestürzt. Eine davon bei Schlattingen (TG) ohne Mannschaft. Eine weitere bei Wildhaus (SG) und die dritte Maschine, ein B-24 Liberator, landete im Zugersee nachdem der Bomber von der Mannschaft im Fallschirm verlassen wurde.

Abbildung: Boeing B-17 Flying Fortress, USAAF, United States of America

Bild Quelle: unbekannt

weitere Informationen: Führerlos abgestürzt PDF, Quelle: www.warbird.ch

Samstag, 18. März 1944

Schwerer Tagesangriff auf Süddeutschland. Kurz nach 14 Uhr hört man das bekannte Motorengebrumme von "Fliegenden Festungen". Kurz nacheinander überfliegen 3 Maschinen unser Dorf (Dättlikon) Richtung Dübendorf. Im Osten fliegen weitere Maschinen nach Süden und um 15 Uhr kommen drei Stück miteinander von Norden her. Etwas später bringen 2 Jäger der Schweizerstaffel ein weiteres Flugzeug von Westen her. Tagesbilanz: 12 schwere Bomber landen in Dübendorf. Drei weitere stürzen brennend ab, einer davon in Diessenhofen (TG), ein weiterer in Kirchberg (SG) und der dritte bei Fehraltorf. Innert 2 Stunden sind also 15 der schwersten Maschinen in der Schweiz niedergegangen. Bei der Landung hat sich ein schwerer Unfall ereignet: Ein Bomber riss die Fahrleitung der SBB nieder und tötete dabei 2 Knaben. Ein anderer Bomber musste, um nicht in die Zuschauer hineinzurasen, beim ausrollen die Räder wieder einziehen.

Samstag, 1. April 1944

Schaffhausen Bombardiert

In den letzten Tagen fanden wiederum schwere Angriffe auf Süddeutschland statt. Heute Samstag 10:30 Uhr überfliegen wiederum mehrere Wellen schwerer Bomber unsere Gegend. Im Norden sind schwere Einschläge zu hören. Um 10:50 Uhr nimmt eine Welle Kurs auf Schaffhausen. Was nun folgt ist erschütternd. In wenigen Minuten lassen etwa 30 Flugzeuge ihre Lasten auf die Stadt fallen. Fabriken und Wohnhäuser. Das Museum und ein Teil des Bahnhofes fallen in Trümmer. Andere Gebäude brennen bis auf den Grund nieder. 37 Tote, 70 Verletzte und 250 Obdachlose sind die Bilanz dieses Irrtums. Die amerikanische Luftwaffe ist durch widrige Winde zu weit nach Süden abgetrieben worden, was zu dem ungewollten Unglück führte.

weitere Informationen: NZZ Tod und Verwüstung in Schaffhausen PDF

Donnerstag, 13. April 1944

Weiterer Tagesangriff auf Süddeutschland. Augsburg, Oberpfaffenhofen, Lechfeld und Schweinfurt sind Angriffsziel. Im Verlauf dieser Aktion müssen 12 amerikanische Bomber in der Schweiz Notlanden. 10 Stück in Dübendorf, einer in Altenrhein und der andere in Oberglatt. Ein weiterer wurde von unseren Jägern abgeschossen, da er der Aufforderung zur Landung nicht Folge leistete. [Die Crew verlies die unsteuerbare Maschine bereits über Dübendorf.] Er stürzte brennend am Ufer des oberen Zürichsees ab. Wie man nachträglich erfährt, sind in den letzten 24 Stunden 3500 Flugzeuge im Angriff auf die deutschen Flugzeugfabriken eingesetzt worden.

Montag, 24. April 1944

Seit dem 20. April bin ich auf einem militärischen Flieger-Beobachtungsposten im Dienst. Heute, kurz vor Mittag, wird uns der Anflug fremder Flieger gemeldet. Um 12:25 hört man ein eigentümliches Geräusch und nun donnern 40 Minuten lang die schweren Maschinen nördlich von uns vorbei. Einige Geschwader sind sichtbar. Wir zählen 4 Geschwader zu je 54 Maschinen, der Hauptharst fliegt weiter im Norden vorbei. Friedrichshafen ist das Angriffsziel.

Um 12.35 Uhr können wir den Absturz von 2 viermotorigen beobachten. Einer grossen Fackel ähnlich stürzen sie brennend ab. Der Angriff ist sehr schwer, das Dreieck Meersburg - Markdorf - Friedrichshafen ist ein einziges Flammenmeer. Dicke, schwarze Rauchwolken steigen hoch gegen den Himmel.

Im Laufe dieser Aktion müssen 13 viermotorige Bomber in der Schweiz landen. 8 in Dübendorf, einer in Altenrhein, einer in Neftenbach und einer in Genf. Ein weiterer Bomber stürzt nördlich vom Flugplatz Dübendorf in Baltenswil ab, die ganze Mannschaft kam dabei ums Leben. Und der 13te wurde von unseren Jägern abgeschossen und stürzte in den Greifensee.

Dienstag, 25. April 1944

Schon am frühen Morgen werden die Angriffe auf Süddeutschland weitergeführt. Bei dieser Gelegenheit landen wiederum 3 Bomber in der Schweiz. Zwei Stück in Dübendorf, einer davon mit 5000 Kilogramm Bomben an Bord. Ein weiterer Bomber landet in Payerne, der dann in Feuer und Rauch aufgeht. In der Nacht stürzt ein Ju 88 in Altenrhein in eine Kiesgrube.

Mittwoch, 26. April 1944

Der Angriff auf Süddeutschland geht Tag und Nacht weiter, ununterbrochen heulen die Sirenen.

Donnerstag, 27. und 28. April 1944

Schwerer Nachtangriff auf Friedrichshafen

In der Nacht, kurz nach halb ein Uhr, heulen die Sirenen auf's Neue. Wiederum kommen Flugzeuge vom Westen her. In nicht enden wollender Menge brummen die schweren Maschinen über uns hinweg. Im Bodensee Gebiet lassen die Flieger Leuchtkugeln fallen, wir zählen deren 25 - 30 Stück. Also wiederum das Bodenseestädtchen soll daran glauben, das Städtchen mit den grossen Flugzeugfabriken. Innert 45 Minuten gehen auf Friedrichshafen und Umgebung 600'000 Stück Brandbomben und 2000 Tonnen Sprengstoff nieder. Furchtbare Brände herrschen im Angriffsziel und die Explosionen sind so stark, dass auf Schweizergebiet die Fensterscheiben klirren und die Häuser umzufallen drohen.

40 Pfadfinder hatten das Zielgebiet mit Leuchtkugeln taghell aufgeleuchtet, damit die 1200 Bomber die Ziele genau sehen konnten. Die Deutsche FlAb (Flugabwehr) schiessen was die Rohre hergeben. Ganze Bündel von Leuchtspurmunition werden dem Feinde entgegen geschleudert. Infolge Beschädigung stürzen 3 Bomber auf Schweizergebiet ab. Einer bei Steckborn in den Bodensee, der zweite im Toggenburg und der dritte im Luzernergebiet.

Ausserdem musste ein Deutscher Nachtjäger wegen Benzinmangel in Dübendorf notlanden.

Samstag, 27. Mai 1944

Von einigen kleinen Grenzverletzungen abgesehen war es in der letzten Zeit über Schweizergebiet ruhig. Heute Samstag sind nun wiederum einige Bomber in der Schweiz gelandet. So unter anderem 2 Stück in Payerne, einer in Dübendorf und der vierte ging in Genf nieder. Ein fünfter musste in Sursee landen, wurde aber von der Mannschaft in Brand gesteckt. Im Toggenburg stürzte ausserdem ein Langstreckenjäger brennend ab. Der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten. Bei der etwas unglücklichen Landung brach er sich ein Bein.

Dienstag, 11 Juli 1944

Schon ist es einige Wochen her seit meiner letzten Eintragung, nicht dass in der Zwischenzeit nicht passiert wäre. Am 6. Juni hat die Invasion begonnen, auch sind ab und zu vereinzelt einige Bomber in der Schweiz gelandet. Aber grössere Aktionen fanden in unserer Nähe nicht statt. Heute fand ein Tagesangriff auf München statt. Auf dem Rückflug sind 8 viermotorige in der Schweiz gelandet. Am Angriff haben 1200 viermotorige Bomber und 1000 Langstreckenjäger teilgenommen.

Mittwoch, 12. Juli 1944

Wiederum Fliegerangriff auf München, auch diesmal müssen 9 Bomber in der Schweiz landen. Einer stürzt bei Utzenstorf brennen ab. Die Mannschaft konnte sich retten.

[Bomber Absturz im Prättigau und bei Fideris im Bündnerland.]

Donnerstag, 13. Juli 1944

Der Angriff auf München wurde heute wiederholt. 4 "Fliegende Festungen" landen in der Schweiz. Der eine Bomber zerschellte bei der Landung an einem Baum und verbrannte.

[Eine Liberator Maschine explodiert über Bätterkinden.]

Samstag, 15. Juli 1944

Heute Morgen um halb neun Uhr fand ein weiterer schwerer Angriff auf München und Nürnberg statt. Eine halbe Stunde lang konnte man die schweren Einschläge wahrnehmen.

Dienstag, 18. Juli 1944

Wiederum schwere Angriffe auf Süddeutschland: Friedrichshafen und Ravensburg sind Angriffsziel. Ein B-24 Liberator landet in Dübendorf.

Mittwoch, 19. Juli 1944

Die Luftangriffe wurden heute fortgeführt. Ein amerikanischer B-24 Liberator Bomber stürzt brennend auf Schloss Wyden bei Ossingen. Das ganze Schloss brennt nieder. Ein weiterer Bomber stürzt im Kanton Graubünden ab. Zwei Bomber und ein Langstreckenjäger landen in Dübendorf.

Zusätzliche Informationen zum Absturz in Ossingen:

Landbote Ausgabe vom 17. Juli 2004 PDF, Bericht von www.warbird.ch PDF

Donnerstag, 20. Juli 1944

Pausenlos gehen die Luftangriffe auf Süddeutschland weiter. Heute griffen 2200 viermotorige und 1880 Langstreckenjäger Friedrichshafen, Schweinfurt, Regensburg und Nürnberg an. Vier grosse Bomber stürzen in der Schweiz ab. Zwei andere landen wohlbehalten in Dübendorf.

Absturz bei Eggethofen im Thurgau.

Absturz bei Weisslingen im Wald.

Absturz bei Lindau, Effretikon wegen einer defekten Ruderanlage.

Freitag, 21. Juli 1944

Trotz schlechtem Wetter wurde Süddeutschland erneut angegriffen. 7 Bomber landen in Dübendorf. [Eine B-24 stürzte bei Nesslau ab.]

Montag, 31. Juli 1944

Neuer Tagesangriff auf München und Augsburg. 2 Bomber gehen in Dübendorf nieder.

Donnerstag, 3. August 1944

Schwerer Tagesangriff auf Friedrichshafen. Auf Schweizergebiet erzittern die Häuser und ein orkanartiger Sturm braust über den See daher, hervorgerufen von sehr schweren Explosionen. Die Dornier Flugzeugwerke wurden mit einem wahren Bombenhagel erschüttert. Wiederum müssen 2 Bomber in Dübendorf landen.

Mittwoch, 16. August 1944

Erneuter Tagesangriff auf Friedrichshafen. Ein Bomber stürzt bei Stein am Rhein auf deutschem Gebiet ab. Die Mannschaft landete mit dem Fallschirm auf Schweizer Gebiet. Ein weiterer Bomber landet in Dübendorf.

Sonntag, 20. August 1944

Zwei deutsche Jagdflugzeuge landen in Bern.

Dienstag, 5. September 1944

Heute Morgen sind von Nordosten herkommend wieder zwei grosse Bomber in die Schweiz eingeflogen. Über Zürich wurden sie von unserem Überwachungsgeschwader gestellt. In grosser Höhe wurden diese Bomber aber von zwei amerikanischen Langstreckenjägern begleitet, die sich dann auch prompt auf unsere Jäger stürzten. Über Zürich kam es zu einem kurzen erbittertem Luftkampf. Ein Schweizer Jäger stürzt brennend ab, ein zweiter konnte schwer verletzt noch in Dübendorf landen. Nach langem hin und her konnten dann die beiden Bomber doch zur Landung gezwungen werden. Hingegen entkamen die beiden fremden Jäger.

Donnerstag, 7. September 1944

Heute Morgen haben amerikanische Jäger Delémont und Moutier angegriffen. In Delémont sind auf dem Bahnhof starke Schäden entstanden. Einige Lokomotiven und viele Eisenbahnwagen wurden zum teil stark beschädigt. Auch hat es etliche Verletzte gegeben. Davon ist einer inzwischen gestorben.

Samstag, 9. September 1944

Heute Nachmittag kurz nach 1 Uhr haben vier amerikanische Jäger einen Güterzug bei Rafz angegriffen. Etwas später griffen sie auch den Personenzug Zurzach - Bülach an. An beiden Orten gab es schwere Schäden. Auch zivile Opfer gab es zu beklagen bei diesem Angriff, den man von hier (Dättlikon) sehen konnte.

Sonntag, 10. September 1944

Wiederum schwere Luftkämpfe zwischen amerikanischen und Schweizer Jägern fanden heute im Juragebiet statt. Ein Schweizer Jäger musste mit 12 Einschlägen notlanden.

Montag, 11. September 1944

Schon wieder einen Angriff in der Schweiz. Diesmal auf den Schnellzug Zürich - Basel in der Nähe von Pratteln. Der Zug wurde stark beschädigt und es gab einige Verletzte. Auf weiter Strecke wurde die Fahrleitung herunter gerissen.

Dienstag, 12. September 1944

Heute war sechsmal Fliegeralarm. 3 viermotorige landen in Dübendorf.

Donnerstag, 9. November 1944

Heute Morgen warfen amerikanische Flieger Bomben auf das Kraftwerk Rheinsfelden bei Eglisau. Das Kraftwerk wurde nicht getroffen, hingegen erhielt die Eisenbahnbrücke der Linie Basel - Winterthur einen Volltreffer. Der Zugverkehr wird für lange Zeit unterbrochen bleiben. Es sind 3 Opfer zu beklagen. Zur gleichen Zeit wurde auch die Strassenbrücke über den Rhein bei Diessenhofen bombardiert.

Donnerstag, 16. November 1944

Heute ist eine "Fliegende Festung" in Magadino (TI) gelandet. Eine weitere stürzte im Kanton Graubünden ab, die Mannschaft konnte sich mit dem Fallschirm retten.

Dienstag, 5. Dezember 1944

Wenn auch keine grossen Aktionen an der Schweizergrenze stattfinden, so wird doch die Nord und Nordostgrenze tagtäglich von einzelnen und kleinen Verbänden überflogen. Die Angriffe gelten dem deutschen Eisenbahnnetz.

Samstag, 9. Dezember 1944

Es ist 12.20 Uhr mittags. Im Nordwesten von unserem Beobachtungsposten sind fremde Flieger im Anflug, sehen kann man sie noch nicht, sie müssen noch etwa 70 bis 100 Kilometer von uns entfernt sein. Nach 10 Minuten mögen wir mit dem Fernrohr in 30 Kilometer Entfernung 4 Geschwader zu je 54 Maschinen sehen. Jedes der Flugzeuge hinterlässt vier dicke Kondensstreifen. Etwas später kommen weitere 250 B-17 daher. Über Singen nehmen sie Kurs nach Norden. Stuttgart und die umliegenden Flugplätze werden bombardiert. Ein B-24 Liberator landet nach dieser Aktion in Altenrhein.

Abbildung: Boeing B-17 Flying Fortress ("Fliegende Festung"), USAAF, United States of America

Bild Quelle: www.wikipedia.org

Samstag, 16. Dezember 1944

Nach einem Angriff auf Süddeutschland landet eine "Fliegende Festung" in Altenrhein.

Sonntag, 17. Dezember 1944

Schon am Morgen um 9 Uhr geht der Tanz von neuem los, den ganzen Tag über ist Hochbetrieb. Es sind jeweils nur kleine Gruppen, die unsere Grenze verletzen. Siebenmal muss Fliegeralarm gegeben werden.

Sonntagnacht, 17. Dezember 1944

Es ist dunkle Nacht, aber wolkenlos. Drunten im Tale bildet sich leichter Nebel. Wir auf der Wache ahnen, dass es für uns Arbeit geben wird. Um halb acht Uhr fängt es in nordöstlicher Richtung an zu blitzen. Zuerst vereinzelt, dann aber immer schneller und zuletzt alle Sekunden einen Einschlag. Nach unserer Berechnung muss es Ulm sein. Auf dem Höhepunkt des Angriffes entstehen Brände, die bis auf 200 Kilometer Distanz zu sehen sind. Das gewaltige Feuer spiegelt sich im Bodensee, der 90 Kilometer vom Angriffsort entfernt ist. Zwei Stunden nach dem Angriff ist der Himmel noch immer rot. Um 21.45 Uhr ein neuer Angriff, diesmal auf München. Auf dem Rückflug nach England überfliegen die fremden Flieger in grosser Zahl die Nordschweiz, heftig von unserer FlAb beschossen.

Weihnachten, Sonntag 24. Dezember 1944

Schweres Schneetreiben verunmöglicht jede Sicht, aber dennoch ist über Süddeutschland Hochbetrieb. Ununterbrochen hört man drüben im Norden Geschwader um Geschwader vorbei fliegen. Ab und zu geraten die Staffeln auf Schweizergebiet, was etliche Alarme auslöst.

Weihnachten, Montag 25. Dezember 1944

Die Luftangriffe auf Süddeutschland werden heute bei schönem Wetter weiter geführt. Kurz nach 12 Uhr wurde im Kanton Aargau ein viermotoriger von unserer FlAb abgeschossen. 3 Mann der Besatzung kamen dabei ums Leben. Kurz nach 14 Uhr wird Thayngen schwer bombardiert. Die Bahnanlagen wurden stark beschädigt, die daneben stehende Ziegelei vollständig umgelegt, auch die Knorr Fabrik ebenfalls stark beschädigt. Ein Toter und drei Verletzte müssen geborgen werden. Traurige Weihnachten. Der eigentliche Angriff galt dem Städtchen Singen am Hohentwiel.

Mitte Februar 1945

Trotz schlechtem Wetter finden täglich Angriffe von kleinen Gruppen von Flugzeugen auf die Eisenbahnanlagen entlang der Schweizergrenze statt. Dabei wird unser Luftraum ständig verletzt.

Donnerstag, 22. Februar 1945

Schwerer Tagesangriff auf Süddeutschland. Es wird gemeldet, dass innert 24 Stunden 10'000 Flugzeuge im Einsatz gewesen seien. 40'000 Mann Personal hätten an diesen Aktionen teilgenommen. Bei diesen Angriffen wurde das schweizerische Rheingebiet ebenfalls in Mittleidenschaft gezogen. Der Bombenabwurf auf Stein am Rhein forderte 10 Tote. Ein weiterer Bombenabwurf auf Rafz tötet eine achtköpfige Familie. Weiter Abwürfe erfolgen auf Neuhausen, Zizers und Langendorf mit Sachschäden als Folge. Ein Jäger landet im Rheintal.

Sonntag, 25. Februar 1945

Wiederum schwerer Angriff auf Süddeutschland. Geschwader um Geschwader ziehen hoch am Himmel gegen Osten. Bald darauf sind dumpfe Einschläge zu vernehmen. Auf dem Rückflug werden vereinzelt fliegende Bomber von unserer FlAb heftig beschossen. Drei schwere Bomber stürzen in der Schweiz ab.

Dienstag, 27. Februar 1945

Im Lauf des heutigen Nachmittags finden erneut heftige Angriffe auf Süddeutschlands Bahnen statt. Fünf Bomber landen in Dübendorf. Ein weiterer stürzt bei St. Moritz brennend ab. Die Mannschaft ist gerettet. Zwei andere Bomber werden von unseren Jägern abgeschossen, einer stürzt bei Olten, der andere bei Meggen brennend ab. Auch von diesen beiden Maschinen konnte sich die Besatzung mit dem Fallschirm retten.

Donnerstag, 1. März 1945

Tag und Nacht hämmert die RAF und USAAF auf Deutschlands Bahnen ein. Heute standen 1300 viermotorige von England kommend im Angriff auf Pforzheim, Reutlingen, Stuttgart, Neckarsulm, Göppingen, Ulm und Augsburg. Weitere 1000 Bomber von Italien kommend griffen Innsbruck und München an.

Sonntag, 4. März 1945

Kurz nach 9 Uhr morgens heulen die Sirenen. Bald darauf ziehen wiederum hunderte von Bomber von Westen nach Osten. Von Basel bis zum Bodensee fallen schwere Bomben. Der ganze Angriff dauert über 2 Stunden. Wiederum werden Schweizer Städte bombardiert. So unter anderem Zürich: 5 Tote, 22 Verletzte und grosser Sachschaden. Basel: Viele Verletzte und schwerer Schaden im Güterbahnhof.

Donnerstag, 8. März 1945

Unerwartet trifft der Oberkommandierende der amerikanischen Luftwaffe, General Carl Spaatz, in Bern ein, um sich persönlich über die Bombenabwürfe auf Zürich und Basel zu entschuldigen. General Spaatz hatte Besprechungen mit unserem General betreffend Verhütung weiterer Bombardierungen.

Anfangs April 1945

Seit einigen Tagen finden wiederum schwere Angriffe auf das Eisenbahnnetz statt. Tag und Nacht heulen bei uns die Sirenen. Es gibt Tage mit 10 bis 12 Alarmen. Der Krieg ist in sein Endstadium geraten. Was die Nazis immer und immer wieder abstritten, der Luftkrieg hat dennoch die Entscheidung gebracht. Berichten aus Deutschland zu Folge soll ein unbeschreibliches Durcheinander herrschen. Jeder organisierte Verkehr hat aufgehört.

Ende April 1945

In den letzten Tagen sind einige deutsche Jäger in der Schweiz gelandet, darunter auch 2 Düsenflugzeuge. Draussen, im gelobten Land, geht alles drunter und drüber. Wer kann, haut ab.

Dienstag, 1. Mai 1945

Der Krieg wird nur noch wenige Tage, vielleicht noch wenige Stunden dauern. Immer grössere Heeresteile der Wehrmacht kapitulieren. Die Alliierten Heere rasen mit unheimlicher Schnelligkeit durch das tausendjährige Reich. Was alliierte Soldaten alles an Gräueltaten aufdecken soll hier nicht näher beschrieben werden.

Dienstag, 8. Mai 1945

Heute verkünden die Kirchenglocken das Kriegende in Europa. Der Luftkrieg über Europa hat nun sein Ende gefunden. Am Schluss dieser Aufzeichnungen soll nun auch einmal den vielen tausend Flugzeugbesatzungen gedacht werden, die oft unter sehr schweren Bedingungen im Einsatz waren. Sie haben unter Einsatz ihres Lebens die Vorbedingung geschaffen zur Niederlage der grössten Verbrecherbande der Welt. Die Geschwader der USAAF und RAF werden für immer in unserem Gedächtnis bleiben.

Dättlikon, 10. Mai 1945

Arthur Müller

Zur Person

Arthur Müller (1910 - 1986) wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Adoptiveltern wurden starke Alkoholiker, was zur Folge hatte, dass Arthur die meiste Arbeit verrichten musste. Nach der Lehre als Maschinenmechaniker bildete er sich zum Flugzeugkonstrukteur weiter. Später gründete er eine eigene mechanische Werkstatt mit 3 Festangestellten und erledigte Aufträge für die Flugzeug Industrie. Bei den entsprechenden Firmen genoss er hohes Ansehen. Später war er bei der Firma Sulzer in Oberwinterthur Leiter der Kälteanlagen Abteilung. Nebenbei führte er einen Bauernhof.

Chronologie der Luftangriffe als PDF

Zum Bericht "Ausbildung zum Aktivdienst als Flieger-Beobachter" geht's hier.

Gesammelte Dokumente und Propaganda Material lässt sich hier finden.

Anhang

Abbildung: Bodensee bei Meeresburg, 4. April 2009

Abbildung: Aussicht vom Restaurant "Bellevue", Fruthwilen, 4. April 2009

Abbildung: Aussicht vom Restaurant "Bellevue", Fruthwilen, 4. April 2009

Abbildung: Restaurant "Bellevue", Fruthwilen, 4. April 2009

Posten 711

Abbildung: Restaurant "Bellevue", Fruthwilen, 4. April 2009

Abbildung: Detail: Schild Restaurant "Bellevue", Fruthwilen, 4. April 2009

Liste der Landungen und Abstürze in der Schweiz geordnet nach Datum

1. Juni 1940 Abschuss über dem Jura. Lignières (JU) PDF 8. Juni 1940 Lockvogel an der Schweizer Grenze. Triengen (LU) PDF 13. November 1940 Absturz beim Sihlsee. Willerzell (SZ) PDF 22. November 1940 Miststock. Döttingen (AG) PDF 18. März 1941 Panik. Kleindöttingen (AG) PDF 14. April 1943 Absturz in Birmenstorf (AG) PDF 12. Juli 1943 Abschuss durch Schweizer FlAb. Sion (VS) PDF 12. Juli 1943 Nachtflüge. Sion (VS) PDF 17. August 1943 Erste B-17 Landung in der Schweiz. Utzenstorf (BE) PDF 6. September 1943 In den Bodensee gestürzt. Romanshorn (TG) PDF 1. Oktober 1943 Nicht alle wollten in die Schweiz. Bad Ragaz (SG) PDF 1. Oktober 1943 Crew im Vorderteil überlebte. Alvaneu (GR) PDF 1. Januar 1944 Abschuss über dem Jura. Champoz, Moutier (JU) PDF 25. Februar 1944 Zwei Triebwerke stillgelegt. Wil-Kirchberg (SG) PDF 26. Februar 1944 Explodiert über dem Sihlsee. Einsiedeln (SZ) PDF 15. März 1944 Beinahe auf ein Dorf abgestürzt. Golaten (BE) PDF 15. März 1944 Im Schnee stecken geblieben. Saignelégier (JU) PDF 16. März 1944 Flak über Friedrichshafen. Schlattingen (TG) PDF 16. März 1944 Führerlos abgestürzt. Wildhaus (SG) PDF 16. März 1944 Von Fischern aus den Fluten geborgen. Zugersee (ZG) PDF 18. März 1944 Bauchlandung. Dietschwil Kirchberg (SG) PDF 18. März 1944 Die Maschine des Gruppenkommandanten. Fehraltorf (ZH) PDF 1. April 1944 NZZ Tod und Verwüstung in Schaffhausen (SH) PDF 7. April 1944 Absturz in den Bodensee. Uttwil (TG) PDF 13. April 1944 Unsteuerbare Maschine. Siebnen (SZ) PDF 24. April 1944 Schweizer FlAb schoss auf uns. Neftenbach (ZH) PDF 24. April 1944 Unkontrolliert abgestürzt. Baltenswil (ZH) PDF 24. April 1944 Von Schweizer Jägern abgeschossen. Greifensee (ZH) PDF 25. April 1944 Absturz in der Nacht. Wienacht, Lutzenberg (AR) PDF 28. April 1944 Bauer stellt Besatzungsmitglieder. Steckborn (TG) PDF 28. April 1944 Beinahe ein Überfall auf Dübendorf. Dübendorf (ZH) PDF 28. April 1944 Von Nachtjägern Angegriffen. Alt St. Johann (SG) PDF 28. April 1944 Von Schweizer FlAb getroffen. Hämikon Hitzkirch (LU) PDF 11. Mai 1944 Flucht als Bäuerin. Jegenstorf (BE) PDF 27. Mai 1944 Absturz bei Lütisburg (SG) PDF 6. Juni 1944 Abschuss einer Tante Ju. Baulmes (VD, JU) PDF 12. Juli 1944 Absturz im Prättigau. Schlappintal (GR) PDF 12. Juli 1944 Schweres Flakfeuer. Fideris (GR) PDF 13. Juli 1944 Explodiert. Bätterkinden (BE) PDF 16. Juli 1944 Geheimwaffe. Bern (BE) PDF 19. Juli 1944 All unsere Karten flogen auch davon. Ossingen (ZH) PDF 19. Juli 1944 Rauch aus dem Bombenschacht. Obersaxen (GR) PDF 19. Juli 1944 Unbekanntes Flugzeug. Jaunpass (FR) (BE) PDF 20. Juli 1944 Flügeltank getroffen. Eggethof Erlen (TG) PDF 20. Juli 1944 Leader Maschine. Weisslingen (ZH) PDF 20. Juli 1944 Ruderanlage defekt. Effretikon (ZH) PDF 21. Juli 1944 Dübendorf gesucht. Nesslau (SG) PDF 20. August 1944 Notlandung im Beundenfeld. Bern (BE) PDF 30. September 1944 Ranger Mission. Volketswil (ZH) PDF 16. November 1944 Nach der Tochter benannt. Malix (GR) PDF 25. Dezember 1944 Ein tragischer Zwischenfall. Würenlingen (AG) PDF 5. Februar 1945 Absprung im Schneesturm. Scuol (GR) PDF 7. Februar 1945 Angriff auf die Brennerlinie. Arbedo (TI) PDF 27. Februar 1945 Absturz nahe der Bobbahn. Celerina (GR) PDF 27. Februar 1945 Führerlos abgestürzt. Trimbach (SO) PDF 27. Februar 1945 Maschine nicht mehr kontrollierbar. Meggen Adligenswil (LU) PDF 27. Februar 1945 Schweizer Piloten von Schweizer FlAb beschossen. Altenrhein (SG) PDF 26. März 1945 Fahnenflucht eines Fähnrichs. Werthenstein (LU) PDF 16. April 1945 Absturz bei Zuzgen (AG) PDF